Am ersten April 2022 steigen wir in Buenos Aires in ein Flugzeug, am zweiten April landen wir in Frankfurt. Nach zwei Jahren und acht Monaten beenden wir unsere Reise.
Für uns stand mit der Möglichkeit sich wieder über Landesgrenzen hinweg zu bewegen die Entscheidung, ob es das ist, was wir gerade machen wollen. In den zwei Jahren, die wir in Argentinien waren, hat sich das Land für uns immer mehr, Stück für Stück, heimischer angefühlt. Und wir uns immer weniger auf Reisen. Nach einem ersten Coronajahr war klar, dass die geplante Weltumrundung so nicht stattfinden wird und unsere geplante Reiseroute ist in den Folgemonaten immer kürzer geworden.
Nur noch die Amerikas, die Panamericana hoch bis Alaska und dann zurück nach Europa. Segelnd.
Oder mit dem Flugzeug.
Vielleicht nur Leiteinamerika und dann los aus Mexiko.
Zumindest noch Regenwald. Zumindest noch Peru. Zumindest noch Chile.
Zumindest noch Argentinien.
Und Argentinien haben wir besucht, bereist, erlebt. Ein wahnsinnig riesiges Land mit unerfassbar vielen Facetten, Lebensstilen und Lebensräumen.
Nach den letzten 13.000 Kilometern Patagonien wollten wir weiter, raus aus Argentinien und da wir auch kein Auto mehr hatten, war die Entscheidung: neu ausstatten, nochmal los, sich mit einer ähnlichen Emotionalität wieder auf den Weg machen wie vor knapp drei Jahren. Wieder neue Länder und Menschen kennenlernen, ohne Ziel mit grober Richtung unterwegs sein.
Oder die Reise beenden, zurück nach Deutschland nach über drei Jahren – unsere Wohnung hatten wir ein paar Monate vor Abreise schon aufgegeben – wieder eine eigene Wohnung, einen Raum, den man sich gestalten kann und neue Netzwerke, die man sich wieder aufbaut. Studium und Arbeit, Freunde und Familie.
Und dann buchen wir irgendwann die Flugtickets, erledigen Papierkram für uns und Hund und erzählen eigentlich niemandem von der geplanten Rückkehr. Wir wollen uns die Möglichkeit eines panischen Umdrehens am Flughafen nicht verbauen, selbst entscheiden, wann wir wen sehen können, ohne Erwartungen von außen durch diese für uns super emotionale Zeit.
Abschied vom Campo, Abschied aus Pergamino, ein paar letzte Tage in Buenos Aires, Abschiede von Freunden. Irgendwann ein letztes Asado, ein letztes Mal essen gehen, ein letzter Malbec und ein letzter Mate in Argentinien.
Ein flaues Gefühl im Magen, als wir wieder fast alles verschenken, was wir haben, als wir zum Flughafen fahren und nur zwei Leute wissen, dass wir zurück kommen. Als der Hund in einer Kiste wegfährt. Als wir die letzten Pesos für Mantecol und ein Bier ausgeben. Als wir einen Stempel in den Pass bekommen und ein letztes Mal unsere Geschichte auf Spanisch dem Grenzbeamten erzählen, kommen die Tränen.
Wir sitzen auf unseren Plätzen, ich klebe am Fenster, wir werden schneller und schneller und fliegen.
Und irgendwann, überdreht und fertig in Frankfurt, alles ist grau, es liegt Schnee, wir stolpern unbeholfen durch das riesige Gebäude, machen erste Begegnungen mit Menschen, mit denen wir uns wieder einfach so verständigen können.
Vercheckte Tage, verwirrt von der plötzlichen Zeitverschiebung, von allem, was wieder so normal um uns herum ist, und ein Argentinien im Kopf, das wir auf keinen Fall als so abgeschlossen und weit weg abspeichern wollen, wie es uns nach den ersten Tagen vorkommt. Eine Wohnungsbesichtigung in Halle, eine Zusage, dann von Freunden weiter zu Familie und noch mehr Freunden und Bekannten. Bei vielen stehen wir unangemeldet vor der Tür, besuchen wieder München und richten uns Stück für Stück wieder ein. In der neuen Wohnung, in einem neuen Umfeld. Wieder zurück in Deutschland.
