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Chinchulín

Falls einem hier in Argentinien keine Smalltalk-Themen mehr einfallen, redet man über Fleisch.
Und die meisten Menschen bekommen leuchtende Augen, zeigen Handybilder von vergangenen Asado-Abenden, schwärmen von dem Lieblingsstück oder der Lieblingsmetzgerei. Und oft folgt auch eine standardmäßige Einladung, auf jeden Fall Bescheid zu sagen, wenn man das nächste Mal in der Gegend ist, wir werden das beste Asado unseres Lebens bekommen!

Und wir hatten schon viele beste Asados, wirklich!
Ja, Argentinien und Rindfleisch gehört zu den Klischees, die man in Deutschland im Kopf hat, aber für uns hat es sich schon wahnsinnig oft erfüllt.
Asado hat nichts mit dem zu tun, was man in Deutschland unter Grillen versteht.
Zwar heißt immer alles, was an Fleisch über offenem Feuer zubereitet wird, Asado, aber die typischen Asado-Essen, zu denen wir bisher eingeladen waren, sind nachmittag-, abend- und nachtfüllend.

Wir treffen uns gegen 16 Uhr, wir sind natürlich die ersten. Klar, Pünktlichkeit und so, aber dadurch kommen wir mit zum Einkaufen, fahren zu den verschiedenen Metzgereien, um alles zusammen zu suchen, was für den Abend gebraucht wird.
Morcilla (Blutwürste), Chorizo (grobe Bratwürste), Chinchulín (Darm), Provoleta (Hallumi ähnlicher Käse), riesige Stücke Rind- und/oder Schweinefleisch. Manchmal auch Huhn, Asado de Pollo.
Mindestens.
Und dann natürlich noch verschiedene Lebensmittel für die Picada. Eine Vorspeisenplatte. Queso Sardo und Cremoso, Salami, Jamón, Oliven, eingelegte Aubergine, Blätterteigecken und Brot.
Unfassbare Mengen Essen, man rechnet ungefähr ein halbes Kilo Fleisch pro Person. Und vielleicht noch ein bisschen mehr, für nicht angekündigte Gäste. Die Tage danach gibt es dann Asado-Resteessen.

Erste Flaschen Rotwein, Malbec, und Bier zur Picada, das Feuer wird angemacht, neben dem Rost auf der Parrilla, dem Grill. Eine Art gemauerter Tisch, ein Teil mit Rost und ein bisschen Platz daneben, um konstant Holz zur Glut runterbrennen zu lassen, um diese dann unter den Rost zu schieben. Die Hand sollte man ungefähr zehn Sekunden auf der Höhe vom Rost, so zehn Zentimeter, haben können, bevor es zu heiß wird. Dann stimmt die Temperatur.
Wenn die ersten Haufen Glut fertig sind, kommen die Fleischstücke drauf, die am längsten brauchen, für so zwei Stunden. Nur mit Salz eingerieben, mehr braucht es nicht. Würste und Käse brauchen nur eine gute halbe Stunde. Aber wann welches Stück drauf kommt, ist Übungssache und da das Fleisch in mehreren Schichten serviert wird, das Essen zieht sich lange in der Nacht, haben wir nicht wirklich einen Überblick.

Bis es Essen gibt, ist man öfter schon angetrunken und eigentlich nicht mehr ganz so hungrig, die Picada steht ja auch mit rum.
Eine Schüssel Salat für alle, eine kleine. Meist Grüner Salat mit Tomaten, Karotten und Zwiebeln. Lechuga, tomate, zanahoria y cebolla. Brot und die erste Platte Fleisch oder Würste wird auf den Tisch gestellt.
Bei den ersten Asados war uns nicht klar, dass mehr als einmal Fleisch auf den Tisch kommt und wir waren für Tage überfressen. Zumindest für den nächsten.

Chinculín liegt meist von Anfang an auf dem Rost und kommt auch als erstes auf den Tisch. Je nachdem ob Dick- oder Dünndarm sind die Stücke unterschiedlich knusprig und fest.
Hier gibt es überall den schon marinierten Darm zu kaufen, sonst sollte man es einfach am Vorabend zubereiten.

Chinchulín

Zutaten
1.5 Kilo Dick- und/oder Dünndarm vom Rind, gereinigt vom Metzger

Saft von zwei großen Zitronen
Ein großer EL Salz
Ein großer EL (geräuchertes) Paprikapulver
Viel frischen Pfeffer
Ein EL Knoblauchpulver
Zwei EL Kräuter der Provence-Mischung
Ein EL Zatar (oder getrockneter Thymian)

Eine weitere Zitrone zum grillen

  • Darm nochmal mit Wasser durchspülen
  • Alle restlichen Zutaten vermischen und den Darm darin über Nacht ziehen lassen
  • Das Fleisch bei geringer Hitze auf dem Rost über Glut für mindestens eine Stunde grillen. Nach halber Zeit wenden und nochmal etwas frischen Zitronensaft drüber pressen. Es ist fertig, wenn es knusprig ist.